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Zwölf Verkehrstote an einem Wochenende

von Sören Padel

An diesem langen Wochenende – von Himmelfahrt bis zum gestrigen montäglichen Nationalfeiertag – kamen im schwedischen Autoverkehr zwölf Menschen ums Leben. Die meisten Unfälle geschahen ohne Einwirkung anderer Verkehrsteilnehmer und in Zusammenhang mit überhöhter Geschwindigkeit.

Claes Tingvall, Chef des NTF (Nationale Vereinigung für die Förderung der Verkehrssicherheit) beklagt, dass allzu viele sicherheitstechnisch veraltete Fahrzeuge in Betrieb sind (in Schweden ist jedes zweite zugelassene Auto älter als zehn Jahre) und dass die jüngere Generation, die in der Schule keine Verkehrsunterweisung mehr erhält, sich immer risikobereiter verhält.

Dazu ist noch hinzuzufügen, dass in Schweden nur ein Teil der praktischen Verkehrsschulung in Beisein von Fahrlehrern erfolgen muss. Die meisten Übungsfahrten können in Begleitung eines beliebigen Führerscheininhabers durchgeführt werden (am Fahrzeug muss dann ein Schild Övningskörning) befestigt sein. Viele bei der obligatorischen Prüfung abgefragten Kenntnisse sind so nur oberflächlich vorhanden (kurz vor der Prüfung für die Prüfung schnell eingelernt), anstatt durch systematisches Training tief verinnerlicht.  Dem Außenstehenden fällt zum Beispiel auf, dass die meisten Schweden glauben, durch möglichst viele Scheinwerfer, mit denen dann alles und jeder geblendet wird, eine höhere Verkehrssicherheit zu erreichen (das Gegenteil ist der Fall, was aber niemanden wirklich stört – s.a die gestrigen Anmerkungen zum Thema Intentionsethik). Auch dass das Stoppschild primär die Aufgabe hat, nicht nur mal kurz das Auto zu stoppen, sondern der Hauptstraße die Vorfahrt zu gewähren, ist den meisten Schweden nicht klar (Schild sehen, Auto stoppen, Blick weiter aufs Schild, anfahren, hören, ob was passiert). Der tiefere Sinn von Blinkern ist kulturbedingt eher unbekannt und erwarten Sie niemals, dass Sie, hoffungslos an einer Nebenstraße wartend, von irgendjemanden durch einen Wink „vorgelassen“ werden – die schwedische StVO kennt keine Aufforderung zur ´gegenseitigen Rücksichtnahme. So ist es nicht verwunderlich, dass es pro Kopf genauso viele Verkehrstote wie in Deutschland gibt, obwohl die Verkehrsdichte viel geringer, der Transitverkehr fast nicht vorhanden und nervenzehrende Staus fast unbekannt sind.

Auf der anderen Seite haben wir da aber auch die bei den Deutschen so beliebten Elche, die jedes Jahr Dutzenden Menschen das Leben kosten (einer der Verkehrstoten dieses Wochehendes war ein Mororadfahrer, der mit einem Elch kollidierte), was ihrer Beliebtheit in der Tourismusbranche allerdings keinen Abbruch tut - Elch sells for the krauts (wie viele deutsche Touristen sterben eigentlich jedes Jahr bei Elchkollisionen...)

 

http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=83&artikel=4540741

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