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Kahlschlag von Amts wegen

von Sören Padel

Schwedens „unberührte Natur“ besteht zu 70 % aus Wäldern. Ein Prozent des Waldes ist sogenannter „Gammelskog“, ungefähr Altwald, also Wald, welcher älter als 200 Jahre ist und so als naturnah bezeichnet werden kann. Vom Umfang her entspricht dieser Altwald dem jährlichen Kahlschlag Schwedens. Das es so wenig Naturwald gibt liegt nicht primär an der Gier der Waldeigentümer – auch wenn die großen und viele kleine Waldbesitzer den Wald natürlich zu erst als ökonomische Ressource ansehen – sondern auch am Agieren des staatlichen Forstamtes (Skogsstyrelse). Dieses Amt fordert in aller Regel das die Waldbesitzer kahl schlagen. Nur so könne man den Rohstoffbedarf Schwedens gewährleisten.
Wer seinen Wald trotzdem bewahren will, muss kämpfen.

So macht das zur Zeit ein Waldbesitzer in Västerbotten, in der Nähe des Ortes Lycksele. Der Mann ist kein Umweltaktivist, hat selbst schon Teile seines biologische weniger hochwertigen Forstes kahlgeschlagen, will aber in einem Waldstück, wo es bis zu 300 Jahre alte Bäume gibt, die sogenannte Naturkulturmethode anwenden, also nur die größten und wertvollsten Bäume schlagen und alles andere stehen lassen. Hierbei muss man beachten, dass die größten Bäume nicht unbedingt die ältesten sind und die ältesten nicht unbedingt die größten. Dafür muss er munter prozessieren, jetzt schon in der zweiten Instanz. Am Mittwoch soll das Kammergericht in Sundsvall Stellung beziehen.

Die Entscheidung ist prinzipiell wichtig, vor allem für die „Waldprovinzen“ in Mittel- und Nordschweden. Da der Wald in Südschweden überwiegend in Familienbesitz ist, gibt es dort kaum größere Waldeigentümer und damit kaum größere Kahlschläge (wenn man von den Spuren des Orkans Gudrun absieht). Weiter nördlich sieht das anders aus. Dort konkurriert die Forstindustrie so nebenbei auch den Tourismus aus, weil der sich schwer zwischen größeren Kahlschlägen betreiben lässt – gerade die deutschen und dänischen Touristen träumen ja gerne von einer intakten Natur. Da kann man biologisch arme Jahrgangsforste gerade noch durchgehen lassen, aber Kahlschläge sind in diesem Zusammenhang wohl eher kontraproduktiv.

http://www.sr.se/cgi-bin/p1/program/index.asp?programid=1650

 


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