Diese Website verwendet zur Verbesserung der Funktionalität Cookies.

"Babyboom" in Schweden

von Sören Padel

Schweden erwartet für das Jahr 2010 die höchste Geburtenziffer (TFR) seit 1993. Erwartet wird ein Wert 1,97 der damit zwar immer noch unter dem Reproduktionsniveau von 2,07 liegt, aber zu den höchsten in Europa zählt. Lediglich Frankreich, Irland und Island hatten 2008 höhere Werte (2,0 2,1 2,15). Zum Vergleich: in Deutschland liegt die TFR bei 1,37 (2009).

Trotz der historisch gesehen eher etwas niedrigen Ziffer spricht die schwedische Presse von einem Babyboom. Das liegt zu einem daran, dass die Anzahl der Geburten absolut gesehen stärker steigt, als die TFR vermuten lässt, weil die Jahrgänge im gebährfähigem Alter zur Zeit vergleichsweise stark sind. Zum anderen ist man auch in Schweden etwas bescheidener geworden. Schwankte die TFR zwischen dem Ende des 2.Weltkrieges und dem Beginn der 1990-er Jahre irgendwo zwischen 1,6 und 2,6, fiel sie nach 1992 (damals genau bei 2,07) auf zirka 1,5 in den Jahren vor dem Millennium. Seit 2000 steigt sie wieder, langsam, aber sicher.

Jedoch erwartet niemand, dass die TFR in absehbarer Zeit wieder über das Reproduktionsniveau steigen wird, das Statistikamt rechnet langfristig mit 1,8, so dass das sogenannte natürliche Bevölkerungswachstum auch in Schweden langfristig negativ sein wird, was vor allem deutlich werden wird, wenn die geburtenschwachen Jahrgänge ins gebährfähige Alter kommen werden. Die in Deutschland oft beschworenen pronatalistische („geburtenfördernde“) Politik Schwedens gibt es nur in den Köpfen deutscher Soziologen und Journalisten, nicht im wirklichen Leben. Vielleicht ist Schweden etwas weniger kinderfeindlich als Deutschland, aber die seit beinahe zwei Jahrzehnten unter dem Reproduktionsniveau liegende Geburtenziffer lässt trotz des momentan steigenden Trends nicht gerade auf ein kinderfreundliches Klima schließen.

Aufgrund des Einwanderungsüberschusses und der steigenden Lebenserwartung wird die Einwohnerzahl jedoch weiter steigen. Für das Jahr 2021 rechnet das Statistikamt mit 10 Millionen Einwohnern, die dann im Durchschnitt etwas älter sein werden als heute. Da das Rentenalter in Schweden aber schon heute relativ hoch ist - das reguläre Renteneintrittsalter liegt bei 67 Jahren, ab dem 65. Geburtstag kann man jedoch auch die mit Abschlägen verbundenen Garantierente in Anspruch nehmen - wird das höhere Durchschnittsalter keine akute Belastung des Rentensystems mit sich bringen.

PS: Wer sich mehr für da Thema Demographie interessiert und einen Einstieg sucht, dem sei hier nicht ganz uneigennützig die „Einführung in die Demographie“ vom Autor empfohlen, das auch stark auf schwedischem Datenmaterial fußt. Da es zur Zeit auch keine andere deutschsprachige Einführung auf diesem Gebiete gibt, ist diese Empfehlung ja vielleicht nicht völlig illegitim …

http://www.scb.se/Pages/PressRelease____291786.aspx

http://svt.se/2.22620/

http://www.perspektid.com/einfuehrung.html

 

 

Zurück