Diese Website verwendet zur Verbesserung der Funktionalität Cookies.

Niedriges Risiko für AKW-Betreiber - im Zweifelsfalle bezahlt der Steuerzahler

von Sören Padel

Eine entscheidenden Rolle bei der Atomenergie nimmt die bürgerliche ehemals bäuerliche Centrumspartei (C) ein. Traditionell Teil der Anti-AKW-Bewegung änderte sie im Rahmen des Energiekompromisses 2008 ihre Linie und stimmte für eine Aufhebung des Verbotes neuer Kernreaktoren. Voraussetzung für die Zustimmung war die Maßgabe, dass die AKW-Betreiber für alle Risiken und Kosten selber stehen müssten. Nach dem Kalkül der Centrumspolitiker würde sich so ein Ausbau der AKW nicht mehr lohnen. Womit sie in der Theorie ja durchaus Recht hätten.

Es gibt dabei allerdings praktisch mehrere Probleme. Bisher war (und ist) die maximale Haftungssumme für AKW  3,3 Milliarden SEK (367 Millionen Euro). Nun sollten diese Summe auf 12 Milliarden SEK (1,33 Milliarden Euro) erhöht werden, der Reichstag hat ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Alleine dieser Kompromiss sagt viel über die Ahnungslosigkeit des Centrums hinsichtlich der finanziellen Folgen eines Super-Gaus aus. Im Falle einer großflächigen und langfristigen oder gar dauerhaften Aufgabe von Siedlungsgebieten wie im Fall Tschernobyl müsste ja unter anderem auch in großem Umfang Infrastruktur aufgegeben werden. Da kommt man 1,33 Milliarden Euro nicht weit. Das reicht höchstens für ein neues AKW (mit einem Block) . Deutsche Wissenschaftler gehen für den schlimmsten anzunehmenden Fall von Kosten im dreistelligen Euro-Milliarden-Bereich aus. Sicherlich ist Schweden etwas dünner besiedelt, so dass nach gleichem Modell die Kosten niedriger sein dürften. Jedoch stehen die schwedischen AKW:s alle im relativ dicht besiedelten südlichen Teil Schwedens. Der Großraum Stockholm und die Öresundregion sowie der Großraum Göteborg sind durchaus dicht bewohnt, beherbergen fast die Hälfte der Bevölkerung. Wie auch immer, so ist es nicht nur für den Fachmann erstaunlich, wie sich eine atomkritische Partei auf eine derart niedrige Schadenssumme einlassen kann. Andere Kraftwerke müssen übrigens für alle möglichen Schäden haften und damit auch gegen diese vollständig versichert sein, sonst gibt es keine Betriebserlaubnis.

Und wäre dies des Schlechten nicht genug, so konnte das neue Gesetzt bisher nicht ratifiziert werden. Laut der sogenannten Pariskonvention der EU sollten derartige Gesetzte von allen Mitgliedsstaaten gleichzeitig ratifiziert werden - auch das hatte C nicht auf dem Radar. Damit bleibt es bei einer maximalen Haftung von 3,3 Milliarden SEK. Das entspricht in etwa dem Preis eines mittelgroßen Kohlekraftwerkes. Da somit die Versicherungskosten niedrig bleiben zahlen jetzt schon alle Schweden die Kosten der Atomenergie über einen verschlechterten Schutz im Falle eines Gaus, sei es, weil dann viele Schäden nicht reguliert werden würde, sei es, weil der Steuerzahler für diese Kosten einstehen würde. Ja, Atomenergie ist billig, auf jeden Fall für die Hersteller und Profiteure dieses Energiekonzeptes.

 

http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=83&artikel=4420047

Zurück